Wir haben uns Gedanken gemacht, wie ein Gebäude aussehen könnte und welche Funktionen es idealerweise beinhalten sollte. Auch wenn die Stadt hier nicht Eigentümer ist. Es schadet nicht, Zielvorstellungen zu entwickeln. Einfluss nehmen kann die Stadt über ihre Planungshoheit durchaus und das Interesse des Eigentümers oder eines potentiellen Investors an einer Aufwertung des Geländes zu Füßen und um den Bahnhof herum wird mit dem zunehmenden Druck, im Großraum München überhaupt noch verwertbare Flächen zu finden, sehr deutlich steigen. Vielleicht können am Ende nicht alle unserer Vorstellungen verwirklicht werden, obwohl sehr viele durchaus am im wirtschaftlichen Interesse eines Bauherrn liegen dürften. Zumindest aber sollten sie Eingang finden in Vorüberlegungen.
Parkflächen optimieren
Im östlichen Teil der Fläche zum Tulpenfeld hin soll statt der bisher ebenerdigen Parkplätze ein Parkhaus errichtet werden. Es darf in der Höhe die Geländekante des Bahnhofsvorplatzes erreichen und soll an diesen über Liftverbindungen und Brücken ebenerdig angeschlossen werden. Falls das nicht mit anderen Zielen (siehe unten) kollidiert, könnte auch das Dach als Parkfläche ausgebaut werden für mobilitätseingeschränkte und andere Personen, die besonderen Vorrang verdienen, ausgebaut werden. Insgesamt wären so vermutlich vier bis fünf Geschosse denkbar. Trotz Reduzierung der Grundfläche könnte also das Angebot an Parkplätzen gehalten oder sogar erweitert werden.
Der Standort im östlichen Bereich ist dabei nicht willkürlich gewählt. Er liegt näher am Schulzentrum Tulpenfeld, dessen von ihm ausgelöster Parkdruck mit aufgelöst werden soll. Außerdem grenzt er direkt an den (ebenerdigen) Mitarbeiterparkplatz des Logistikzentrums der Post an, der nach mündlichen Überlieferungen auch nicht mehr immer ausreicht. Bei vernünftiger Kooperation könnte das Parkbauwerk hier noch erweitert werden mit direktem Zugang dieser Mitarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen.
Arbeitsplätze schaffen und sichern
Die verbleibende Fläche soll ein Gebäude gleicher Höhe (also mit Oberkante zum Gelände des Bahnhofsvorplatzes) ausfüllen, das hauptsächlich Gewerbezwecken dienen soll. Denkbar und sinnvoll wäre auch, soziale Einrichtungen wie eine Kinderkrippe hier am Verkehrsknotenpunkt einzubinden. Am Ende geht es aber um eine Investition, die hier rentierliche Angebote präsentieren können muss.
Das ist auch im Interesse der Bürgerschaft. Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsplatzangebot müssen sich gleichförmig entwickeln, wenn wir überbordende Pendlerströme zukünftig eindämmen oder verhindern wollen. An dieser Stelle sollten also Arbeitsplätze entstehen und keine Wohnungen, auch wenn wir als SPD dies an anderer Stelle durchaus einfordern. So sieht es auch die Räumliche Entwicklungsstrategie des Landkreises: Arbeitsplätze sollten gerade nahe an den Verkehrsknotenpunkten des öffentlichen Nahverkehrs entstehen, damit sich die Fahrt zur Arbeit möglichst nicht alleine im eigenen PKW bewältigt werden muss.
Ausweislich der aktuellen Statistik ist die Bevölkerung der Stadt in den letzten fünf Jahren um etwa 4000 Personen gewachsen (über 10%)., und zwar ohne dass irgendein größeres Wohnbauprojekt oder gar die Konversion des Fliegerhorsts schon realisiert worden wäre. Es ist an der Zeit, darüber nachzudenken, wo diese 4000 Menschen arbeiten sollen und dieselbe Zahl an Zuzüglern, die bereits jetzt sicher in den nächsten fünf Jahren noch hinzukommen werden.
Fahrradverkehr stärken und ausbauen
Eine weitere Anforderung an dieses Gebäude im Westteil des Geländes möchten wir aber noch hinzufügen: Es grenzt direkt an die Fußgänger- und Radfahrerbrücke des Stockmeierwegs an, der die zentrale Verbindung zum Bahnhof für alle Nicht-Autofahrer darstellt. Die dem Bahnhof zugewandte Seite würde direkt an die Unterführung unter die Gleise anschließen. Es bietet sich also an, genau an dieser Ecke des Gebäudes ein modernes Fahrradparkhaus einzuplanen, das Radlern einen schnellen und prominenten Zugang zur S-Bahn und zugleich endlich einen sicheren Abstellplatz auch für höherwertige Fahrräder ermöglicht.
Modern heißt, wie es Holland schon lange vorlebt: Sichere, helle, trockene Abstellplätze möglichst mit Servicefunktionen für Fahrrad und Mensch und einer Mietradstation. Unser Verkehrsreferent Mirko Pötsch hat es schon vor Jahren beantragt, so könnte es tatsächlich Realität werden. Jedem Nomaldenker ist klar, dass an einem Bahnhof möglichst alle Verkehrsformen sinnvoll zusammengeführt werden sollten. Im neudeutschen Gutachterslang heißt das jetzt multimodale Schnittstelle und ist der letzte Schrei. Für Normaldenker heißt das: Über Gutachten ist dieses Denken jetzt auch im behördlichen Planen angekommen und es gilt vielleicht Fördermittel abzugreifen.
Unseren Bahnhof zur modernen Verkehrsdrehscheibe ausbauen
Jetzt haben wir schon einige Grundsätze definiert, der Clou kommt aber noch, wenn man die bisherigen Gebäudekonstruktionen weiterdenkt. Der Vorplatz unseres Bahnhofs mitsamt seinem Busbahnhof ist längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Schülerströme kreuzen sich morgens mit Linienbussen und einem PKW-Ausweichverkehr, der die Situation an der Oskar-v.-Miller-Str. zu umgehen versucht. Unterstellplätze für Radfahrer sind eine erbärmliche Katastrophe, niemand stellt dort freiwillig ein hochwertiges Fahrrad ab. Mit dem mühsam erkämpften Ausbau des Gleis 1 am Bahnhof wird sich alles weiter verschärfen.
Die angedachten Gebäude schließen mit ihrer Oberkante niveaugleich zum Bahnhofsvorplatz ab. Deren Dachfläche ließe sich also ganz natürlich als Erweiterung dieser Fläche nutzen und wäre zugleich ein echter „Balkon“ über der Kreisstadt mit einer entsprechenden Aufenthaltsqualität. Vorhandene Gastronomie ließe sich dorthin verlagern oder erweitern. Der Abbruch der bisherigen Fahrradanlagen könnte Überlegungen begünstigen, Busverkehr zu verlagern und so von den Schülerströmen abzusondern, ohne ihre Funktionalität zu beschränken. Das wird man im Einzelnen betrachten müssen. Offensichtlich ist aber, dass Räume erweitert würden und so ganz neu überdacht werden könnten.
Offensichtlich ist leider auch, dass hier sehr viele Akteure an ein Grundkonzept glauben müssten und einvernehmlich zusammenspielen. Das zu erreichen wäre die Aufgabe einer zukunftsorientiert arbeitenden Stadtverwaltung. Derzeit hat sie dazu weder den seitens der Führung zu verordnenden Willen noch die personelle Ausstattung, in dieser Richtung tätig zu werden. Beides muss geändert werden.
Wer soll das wie finanzieren?
Beim Dauerbrenner Viehmarktplatz erleben wir schon die gefühlte Nähe zum Berliner Flughafen. Dem Projekt Aumühle/Lände ist ein ähnliches Schicksal vorgezeichnet. Die Stadt und ihre Bürgerschaft kann Vieles wollen, sie kann es aber nicht selber bezahlen. Gerade die BBV hat in den letzten Jahren immer wieder Furcht und Misstrauen vor Investoren geschürt, damit aber am Ende nur für den völligen Stillstand eben dieser Projekte gesorgt.
Wir leben im und leiden unter dem Großraum München. Menschen, die hier keinen Grund-oder Immobilienbesitz haben, empfinden die Bodenpreis- und nachfolgend Wohnungspreisspekulation zu Recht als bedrückende Bedrohung ihrer Existenz. Wenn wir schon diese Bedrohung nur schwer abwenden können, sollten wir zumindest ihren Umkehrschluss in Bezug auf die gemeinsame Lebensqualität bewusst und konsequent anwenden:
Wer auf diesem bisher öden Betonparkplatz bauen will, braucht dazu die Genehmigung der Kommune. Allein dieser Artikel könnte den Quadratmeterpreis der Fläche nach oben schnellen lassen. Er kann aber nur realisiert werden, wenn die Kommune tatsächlich Baurecht vergibt. Auf diesem Gedanken beruhen die Kriterien Sozialer Bodennutzung, die sich auch di Stadt FFB jetzt endlich nach einem SPD-Antrag von 1991 zu eigen gemacht hat: Wer Baurecht erhält in einem Rahmen, wo zuvor keines war, damit eine Wertsteigerung erzielt, muss einen Teil dieser Wertsteigerung an die Allgemeinheit abgeben. Im Wohnbau errichtet er z.B. einen Anteil Sozialwohnungen, an anderer Stelle eine Kita oder eben ein Fahrradparkhaus.
Analog zu Wohnungs- und Bodenpreisen steigt die Verhandlungsposition für eine Stadt in diesen Fragen fast monatlich. Aber es bleibt eine Verhandlungsposition. Deswegen ist es so wichtig, zuerst den Rahmen aufzuspannen, was wir als Bürger/innen hier erreichen wollen, was wir am Ende als Gebäude dort stehen sehen wollen. Vielleicht erreichen wir nicht alles. Aber eine eigene Position sollten wir zumindest haben, um gleichwertiger Verhandlungspartner zu sein und haben deswegen auch bereits beantragt, dass unsere Bauverwaltung zumindest vorprüfend tätig wird und Kontakt mit den entsprechenden Stellen der Deutschen Bahn AG aufnimmt.
Was können Sie tun?
Zunächst: Überlegen Sie unser Konzept, lassen Sie uns wissen, was gut ist und was noch fehlt oder anders besser gestaltet wäre. Da gibt es sicher noch Einiges, was wir bisher nicht bedacht haben.
Zweitens: Helfen Sie uns durch ihre Stimme bei der nächsten Kommunalwahl, diesen unerträglichen Stillstand in unserer Stadt aufzulösen. Wir haben uns ehrlich bemüht, zwischen den Parteien Konsens herbeizuführen zum Fortgang in der Stadt. Wir treffen aber auf einen Oberbürgermeister, der nicht mal die geringste Vorstellung von Weiterentwicklung unserer Stadt hat und sich darauf beschränkt, Kritik an seiner Amtsführung wütend und beleidigt zu Drohungen und Anzeigen zu verdichten. Zur zweitstärksten Kraft im Stadtrat haben Sie eine BBV gemacht, deren Versprechungen für die ersten 100 Tage einer Stadtregierung schon längst in Schall und Rauch übergegangen sind. Vor allem aber ist diesen Versprechen bis heute kein einziger konkreter Vorschlag gefolgt, wie dem unter neuen Gesichtspunkten vernünftig Abhilfe geschaffen werden könnte.