Die Innenstadt ist der Bereich, der schon in den letzten Jahren von moderierten Bürgerbeteiligungen als Grundlage der Stadtplanung profitieren konnte. Hier sind also bereits gute Grundlagen gesetzt, die weiter entwickelt werden können, jetzt möglichst in der Gesamtschau mit den anderen Stadtbereichen. Mit den gültigen und teilweise bereits realisierten Bauvorhaben westlich des Hauptplatzes (hinterhalb des Café Brameshuber) sowie dem City-Point sind andererseits bereits Fakten geschaffen worden, die sich einer neuerlichen Überplanung entziehen.
Dennoch bieten die Vorarbeiten des Projekts „Leben findet Innenstadt“ und die nachfolgende Moderation der Bürgerbeiligung gute Grundlagen, um die Überplanung der einzelnen Teilbereiche zu einem nötwendigen Ganzen zusammen zu fügen. Mögliche und nötige Planungen östlich des Hauptplatzes, am Viehmarktplatz sowie im Bereich von Aumühle und Lände werden sicherlich einzeln vorangetrieben werden, sie müssen aber vorher in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden.
Öffentliche Räume
Gerade hier wird das Konzept der öffentlichen Räume eine vorrangige Bedeutung erhalten. Selbst bei einer befriedigenden Umleitung der Verkehrsströme auf der B2 München-Augsburg werden die Hauptstraße und angrenzend Schöngeisinger, Pucher, Augsburger und Dachauer Straße auch weiterhin die Hauptlast des innerstädtischen Verkehrs tragen, der schon bisher nicht unerheblich ist. Der Traum einer Fußgängerzone am Hauptplatz wird also auf ewig ein Hirngespinst bleiben. Bei entsprechender Gestaltung kann aber hinterhalb dieser Achsen durchaus etwas Vergleichbares entstehen und so die Innenstadt zu einer Flanier- und Erlebnismeile aufwerten. Dazu müssen eben hier die entsprechenden öffentlichen Räume eingerichtet und vor allem zu einem Gesamten vernetzt werden, was die Notwendigkeit einer integrierten Planung deutlich macht.
Der Viehmarktplatz und das angrenzende Gelände vor dem City-Point ist dazu bereits vorgesehen. Südlich der Amper könnten auf dem Schlachthof und vor der Bibliothek auf der Aumühle ähnliche Plätze entstehen. Der Ampersteg zwischen Al Ponte und St. Magdalena ist am Entstehen und könnte durch Verbindung und Aufwertung im Hinterhof der Sparkasse auch Bedeutung erlangen. Der Niederbronner Platz ist bereits saniert, liegt derzeit aber noch etwas abseits des Geschehens. Eine weitere Überplanung der Innenstadt Ost zwischen Kirchstr. und Dachauer Str. sollte noch einen weiteren Platz östlich der Hauptstraße einplanen.
Das Konzept eines öffentlichen Raums meint aber nicht nur den Ausbau von Plätzen und deren Verbindung. Es geht auch um die funktionale Gestaltung der Bebauung im Umfeld. Deren Erdgeschoßflächen sollen ebenfalls diesem öffentlichen Raum angehören. Das bedeutet, dass sie möglichst durchlässig gestaltet sein sollten bspw. durch Passagen, Arkaden oder Laubengänge, also Verbindungen erlauben sollen anstatt durch den Baukörper zu sperren. Und es bedeutet, das die Erdgeschoßflächen ein Angebot für öffentliches Leben bieten sollten durch Läden und Gastronomie, aber auch offene Sozial-, Kultur- und Bildungseinrichtungen.
Parksituation und Tiefgaragen
Es dürfte auch weiter unstreitig bleiben, dass attraktive und zentrumsnahe Parkmöglichkeiten die Innenstadt aufwerten und beleben können. Bisher pflastern diese aber genau jene Flächen die Innenstadt oberirdisch zu, die eigentlich für öffentliche Erlebnisräume genutzt werden können und sollen. Es steht also außer Frage, dass angestrebte Parkmöglichkeiten unter die Erde verlegt werden sollten durch Errichtung entsprechender Tiefgaragen. Zu Recht wurde außerdem schon bisher kritisiert, dass der im Vergleich zu anderen Städten relativ zentrumsnahe Volksfestplatz gerade für Ortsfremde unübersichtlich angelegt bleibt und seine Anbindung an das Zentrum schwer erkennbar ist.
Gerade bei diesem Thema zeigt sich aber die Notwendigkeit einer integrierten Stadtplanung hier für die gesamte Innenstadt am Besten. Einerseits ist unter dem City-Point bereits eine attraktive und zentrumsnahe Parkmöglichkeit entstanden. Nach eigener Beobachtung und Einschätzung bleiben hier aber zu jedem beliebigen Zeitpunkt mindestens 50, oft 100 Stellplätze derzeit ungenutzt. Zudem sind für die bereits genehmigte Wohnbebauung der Innenstadt West weitere, umfangreiche Tiefgaragen geplant, selbst wenn diese vorwiegend den dort anzusiedelnden Wohnungen zugewidmet sind.
Dennoch wird für jedes weitere Einzelprojekt wie dem Viehmarktplatz oder der Innenstadt Ost erneut separat über weitere Tiefgaragen nachgedacht. Diese würden der Stadt ganz erhebliche Summen kosten, die an anderen planungsrelevanten Orten dann nicht investiert werden können. Hier wäre es sicher sinnvoller und vor allem kostensparender, zunächst darüber nachzudenken, wie viele unterhalb des Zentrums gelegene Parkplätze die Innenstadt über die zukünftige, neu anzusiedelnde Wohnbevölkerung hinaus eigentlich braucht, um den Charakter eines Einkaufs- und Lebensschwerpunkts zu erhalten oder zurück zu gewinnen.
Erst danach könnte man entscheiden, wie viele und wie große Tiefgaragen in der ganzen Innenstadt entstehen sollen und diese auch ggf. in Kooperation mit den privaten Bauherren entsprechend errichten. Abgesehen von der so zu erwartenden deutlichen Kostenersparnis würde so auch eine klare Strukturierung des Parksuchverkehrs ermöglicht, der sich wieder zersplittert, wenn auf dem engen Areal der Innenstadt vier oder fünf separate Einfahrten für verschiedene Garagen als Suchmöglichkeit zur Verfügung stünden.
Eine weitere Option so integrierter Planung könnte sich dann in der Folge zeigen. Mit Rücksicht auf den Einzelhandel wird bisher zu Recht noch Wert gelegt auf viele Parkmöglichkeiten entlang der Hauptstraßen, die zum Kurzparken genutzt werden können (Stichwort Semmeltaste). Eine Aufwertung der Parkmöglichkeiten wie dargestellt könnte einige davon sicher verzichtbar machen zugunsten einer Aufwertung der dortigen, eigentlich öffentlichen Räume. Und nicht zu vergessen: Eine staatliche Förderung neuer Tiefgaragen ist davon abhängig, dass die neu zu schaffenden unterirdischen Parkplätze dieselbe Zahl bisher oberirdisch gelegener Parkplätze ersetzt!
Verkehrswege für den Fuß- und Radverkehr
Schließlich müssen die Parkbereiche und öffentlichen Räume durch ein attraktives Netz an autofreien Verbindungen verknüpft werden. Attraktiv meint nicht nur Pflaster und Beschilderung, auch die Wege selbst sind öffentlicher Raum, die dem Besucher etwas zu bieten haben sollten. Dieses Netz sollte außerdem über gleichfalls autofreie Verbindungen in die anderen Stadtbereiche, zum Kloster und zum Bahnhof verfügen.
Der Viehmarktplatz ist bereits ganz gut angebunden. Von Norden führen mehrere Fußwege aus Richtung Volksfestplatz hierher. Auch eine Achse nach Osten wird über den Durchgang zum Hauptplatz eröffnet. Diese sollte bei einer Überplanung der Innenstadt Ost möglichst fortgeführt werden. Dahinter ist auch der Niederbronner Platz bereits durch Fußwege in Richtung Dachauer Straße erschlossen. Ergänzt werden sollten Fußwege entlang der Amper, wie sie bereits für die Landesgartenschau angedacht worden sind. Außerdem eine Nord-Süd-Verbindung vom Viehmarktplatz über die Lände zur Aumühle, ggf. durch neue Brücken, die den für dichten Radverkehr ungeeigneten Silbersteg entlasten können und in ihrer Fortführung dann zum Bahnhof sowie zum Kloster führen können.
Das Hauptproblem einer Vernetzung einzelner, öffentlicher Räume der Innenstadt wird aber darin bestehen, wie sie sie durchschneidenden Straßenachsen gefahrlos und bequem queren können, ohne den gewollten, zügigen Verkehrs(ab)fluss der Autos zu behindern. Da wird es noch kreative Lösungen brauchen. In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsforum FFB hat die SPD FFB ein solches Konzept erarbeitet und vorgestellt.
Kulturnetz zukünftige Innenstadt
Die meisten Kultureinrichtungen befinden sich in der Innenstadt, zumindest soweit man die Klosteranlagen im Sinne einer zukünftigen Dreieckbildung Buchenau-Fliegerhorst-Innenstadt dieser zuordnet. Neben den vielfältigen Angeboten im Klosterareal findet sich der Schwerpunkt örtlicher Jugendkultur im Schlachthof auf der Lände, daneben die Stadtbibliothek in der Aumühle und zukünftig das Kino an der Maisacher Straße. Auch der Sparkassensaal und die Nebenräume sowie Veranstaltungsangebot einiger im Zentrum ansässiger Gastwirtschaften können kulturell wirken.
Diese Standorte sollte eine zukünftige Stadtentwicklung realisieren und stärken. Dabei geht es nicht nur um Wegeverbindungen. Im Zuge einer entsprechenden Überplanung des Bereichs Aumühle und Lände könnte ja das Klosterareal tatsächlich auch organischer Teil der Innenstadt werden. Es geht auch um Denkverbindungen und Vernetzungen, die sich nicht mehr nur auf die Organisation einer Kulturnacht pro Jahr beschränken müssten.
Gerade im Bereich des Schlachthofs, der in seinem Gebäudebestand ohnehin geschützt ist, sollte darüber nachgedacht werden, hier zukünftig weitere Kulturbetriebe oder Kulturschaffende ansiedeln zu können. Die Stadt wird sich hier entsprechend orientierte Partner suchen müssen, weil sie alleine rein finanziell eine Renovierung und Unterhalt nicht wird leisten können. Das zeigt ja schon die bisherige Nutzung der Gebäude als Abstellkammern.