Die Entwicklung des Viehmarktplatzes ist vermutlich am Meisten im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit der letzten Jahre gestanden. So wie schon die Bauplanung des benachbarten City-Points oft umstritten war, wurde die Gestaltung des Viehmarktplatzes später Gegenstand eines Bürgerbegehrens und danach Objekt eines ersten, moderierten Bürgerbeteiligungsverfahrens. Daraus wurden sicher gut dokumentierte, aber eben auch ambivalente Erkenntnisse gewonnen. das mag auch daran liegen, dass sich nahezu alle Diskussionen um den Ort als solches bemühen, einen weiteren Zusammenhang mit benachbarten Flächen aber nicht berücksichtigen.
Nach Abschluss des gut moderierten Bürgerbeteiligungsverfahrens soll die weitere Gestaltung des Platzes derzeit durch einen Ideenwettbewerb erhellt werden. Aktuell erarbeiten drei Büros Entwürfe, deren Endfassung im Februar 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen.
Einkaufsmagnet versus öffentlicher Raum
Die mittlerweile historisch gewordenen Überlegungen zur Gestaltung dieses Raums gingen davon aus, die Innenstadt durch zentrale Einkaufsmagneten aufzuwerten. Besucher sollten animiert werden, diese per Anfahrt mit dem Auto aufzusuchen und zu diesem Anlass auch die Innenstadt mit den dort ansässigen Geschäften zu besuchen. Der jetzige City-Point war die erste Realisierung dieses Denkansatzes und er hat sicher zumindest zu einer Vollversorgung mit Artikeln des täglichen Bedarfs in der Innenstadt beigetragen, die zuvor bereits dürftig zu werden drohte. Dieses Konzept sollte damals weitergeführt werden durch Ansiedlung eines großen Elektro- und Medienmarkts am Viehmarktplatz. Letzteres wurde hauptsächlich wegen der angedachten, massiven Baustruktur durch einen Bürgerentscheid gekippt.
Zehn Jahre nach diesen ersten Überlegungen lässt sich aber auch ein Umdenken der Stadtentwicklung erkennen, das mit dem offensichtlichen Bürgerwillen übereinstimmt. Bereits die Ergebnisse des ersten Entwicklungsprozesses „Leben findet Innenstadt“ haben empfohlen, von diesem Denken abzurücken, gerade die kleinteilige Angebotsstruktur der Innenstadt zu beleben und diese durch eine hohe Aufenthaltsqualität hinterhalb der Hauptverkehrsachsen zu unterstützen. Es ist also sicher richtig, hier einen öffentlichen Raum zu schaffen.
Viele Bürger haben sich im Rahmen des Beteiligungsverfahrens dafür ausgesprochen, entsprechend dem Namen hier auch tatsächlich eine Marktsituation zu schaffen, über die Grundsätzlichkeit eines gewollten, öffentlichen Raums war sich die ganz überwiegende Mehrzahl einig.
Die Recherchen der damaligen Projektbegleiter haben andererseits gezeigt, dass es schwierig werden wird, eine solche Marktsituation so zu realisieren, dass sie sowohl für die Stadt als auch für die Betreiber der gewollten Stände wirtschaftlich darstellbar wird. Ein Ankergebäude als gefragter Anlaufpunkt wird vermutlich dennoch notwendig sein.
Regelung des Autoverkehrs
Bisherige Planungen gehen nach wie vor vom Bau einer weiteren Tiefgarage unter dem Platz aus. Andererseits schließen sich erlebbarer öffentlicher Raum und Autoverkehr weitgehend aus. Zwar gibt es die Vorstellung eines koexistenten Verkehrsverhaltens („shared space“), in dem Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer gleichberechtigt aufeinander Rücksicht nehmen müssen (sollen). Es stellt sich aber schon die Frage, ob ein als reiner Fußgängerbereich angedachter Platz wie dieser unbedingt auch Autos verkraften können soll oder ob es hier nicht intelligentere Alternativen geben würde.
Dabei spielt auch die Anbindung der bereits bauplanerisch genehmigten Wohnbebauung zwischen Viehmarkt- und Hauptplatz eine Rolle. Auch diese erhalten selbstverständlich Tiefgaragen für ihre Bewohner, es stellt sich aber die Frage, wie diese angefahren werden können. Nach bisherigen Erwägungen soll diese über die Ludwigstraße, also quer über den angedachten, öffentlichen Raum des Viehmarktplatzes erfolgen, obwohl Alternativen über die Pucher- und/oder Schöngeisinger Straße durchaus zur Verfügung stünden.
Es mag eine vertretbare Option sein, die ja noch vorhandene Altbebauung am Rand des Viehmarktplatzes über das bei Fahrschülern beliebte „Bergerl“ der Viehmarktstraße weiter anzubinden, nachdem sie am nordöstlichen Ende des Platzes liegt. Das Gesamtareal aber ohne besondere Notwendigkeit weiter durch Autoverkehr zu durchschneiden, widerspricht den neuerlich entwickelten Grundsätzen zutiefst.
Finanzierung
Es war sicher richtig, diese Frage zugunsten der Ermittlung von Gestaltungsmöglichkeiten zunächst außen vor zu lassen. Spätestens mit Abschluss des aktuellen Wettbewerbsverfahrens werden sich Politik und Bürgerschaft dem aber stellen müssen. Zum Bau einer selbst zu bewirtschafteten Tiefgarage und der Gestaltung eines „schönen“ Platzes mit erwartbaren, dauernden Folgelasten bei der Bewirtschaftung des Marktgeschehens werden die derzeitigen Finanzmittel der Stadt nicht ausreichen, vor allem vor dem Hintergrund der anderen, dringenden Projekte (Schulbau, Kitas, Wohnungsbau, Verkehr).
Auch wir würden gerne den Gedanken unterstützen, dieses Herzstück im öffentlichen Besitz zu halten. Dann wird man aber der Frage nicht ausweichen können, wie neben den zu erwartenden dauernden Folgekosten auch Gewinne dargestellt werden können, die eine solche Investition absichern und rechtfertigen.